Die aus der Tiefe kamen
Dezember 3, 2023GTC Finale in Liedolsheim, und es geht noch knapp eine Stunde bis zum Fallen der letzten Zielflagge. Wer gewinnt hier das 12h Rennen? Wer holt sich dann den Titel?
Die Lage ist unübersichtlich, selbst die besten Experten rätseln. Honda Spirit und das Mann-Filter Team RBM batteln sich um den Laufsieg und das mit allen Mitteln. Für die beiden lief die Saison nicht wie erwartet und so möchte man sich nun mit einem Sieg in die Winterpause verabschieden. Man geht an die Grenze, überall. Bei jeder Boxendurchfahrt bettelt man förmlich um eine Zeitstrafe. Auf der Waage parkt man öfter mit den exakt geforderten 180kg, beim Speedlimit in der Box liegt man jeweils nur wenige Hundertstel über dem Limit und getankt wird hektisch noch dazu kritisch beäugt vom direkten Gegner. Das konnte ja nicht gut gehen und so sammelten die beiden mehrere kleine Zeitstrafen ein. Obwohl die beiden mit der Meisterschaft nichts mehr zu tun hatten, sollte dieser Kampf entscheidend sein für den Titelkampf.
Der MSC Oberflockenbach kam als Tabellenführer nach Liedolsheim. Cinquanta Corse by ACV folgte mit 6 Punkten Rückstand, weitere 7 Zähler zurück die Cool Runnings. Ausgerechnet im Finale dann der erste ernste Defekt des Jahres beim MSC Oberflockenbach. Ein Benzinfilter musste ersetzt werden worauf die #34 nicht mehr aus eigener Kraft für den Laufsieg in Frage kam. Die Cool Runnings gehörten die gesamte Saison zusammen mit der #34 zu den schnellsten im Feld. Im Finale jedoch schwächelten die Cool Runnings und konnten den Speed der Spitze nicht mitgehen. War dies nun die Chance für Cinquanta Corse?
Diese hielten sich zwar knapp vor den MSC Oberflockenbach aber reicht das auch aus? Selbst als der Rennleiter die letzte Rennrunde anzeigte war man sich nicht sicher, zumal es auch noch eine Sonderwertung der letzten 5 Rennstunden gab und hier führte der MSC Oberflockenbach. Doch dann musste Honda Spirit zum letzten Fahrerwechsel noch in die Box und verloren die Spitze an Mann-Filter, die jedoch hatten noch eine 10 Sekunden Strafe offen, die am Ende aufgerechnet werden musste. Und so schlüpfte Cinquanta Corse an beiden vorbei zum Laufsieg und zum Titel, da der MSC Oberflockenbach zu weit zurück lag um ebenfalls von den letzten Stop bzw. Zeitstrafen zu profitieren.
Was für ein Finale! Betrachtet man aber nur den Finallauf wird man der Sache nicht gerecht. Zum Beginn der Saison in Mülsen sicherte sicherten sich die Cool Runnings zwei Laufsiege und der MSC Oberflockenbach einen. Beim nächsten Rennen in Wittgenborn gewann der MSC O vor den Cool Runnings. Danach hatten die beiden schon mehr als 30 Punkte Vorsprung auf alle Verfolger. Beim amtierenden Meister, ATW Racing vermisste man den Speed des Vorjahres. Ähnlich erging es Kurtz&Paffrath und Honda Spirit. Mann-Filter Team RBM, die ADAC Junioren vom Team Südbayern als auch GCD Bosch GTC Team hießen die nächsten Verfolger. Cinquanta Corse fand sich auf P6 wieder und so ging es nach Bopfingen. In dieser etwas chaotischer Regenschlacht der erste Rückschlag für die Cool Runnings. Bis die defekte Kerze als Übeltäter für die nervenden Aussetzer gefunden wurde, vergingen 9 Runden. P5 für die #75 war dann mehr als Schadensbegrenzung. Cinquanta Corse gewinnt in Bopfingen. Erst ihr 2. Gesamtsieg überhaupt. Obwohl sich die #50 damit auf Rang 3 der Tabelle schob blieben die Top-Favoriten von den Cool Runnings und dem MSC Oberflockenbach gelassen. Schließlich fehlte Cinquanta Corse bei jedem Rennen 1,5 bis 5 Zehntel auf die Topzeiten.
So ging es zum Bavarian 24h nach Wackersdorf. In einem dramatischen Rennen kreuzten die ersten vier innerhalb von 44 Sekunden die Ziellinie. Die #50 von Cinquanta Corse hatte in Wackersdorf auch den Speed und am Ende dann knapp die Nase vorn. Mann-Filter Team RBM auf P2 vor dem MSC Oberflockenbach und dem schnellsten Team des Wochenendes, die Cool Runnings. Letztgenannte verpasste in Wackersdorf den optimalen Zeitpunkt um sich frische Pneus aufzuschnallen, wurden nervös und riskierte dann einen Reifenwechsel unter „grün“ während die Konkurrenten dies in einer der vielen SC-Phasen bereits erledigt hatten. Im Ziel fehlten der #75 dann 44 Sekunden auf P1.
Damit war die geschilderte Ausgangslage für das Finale in Liedolsheim in Stein gemeißelt. Das Cinquanta Corse dort dann ihren dritten Sieg in Folge einfuhr, zeugte von einer überragenden Teamleistung für die Mannschaft um Sandro Petroziello. Keine schnellste Rennrunde in diesem Jahr, aber vollkommen unaufgeregt agierte das Team bei jedem Rennen. Haben die sich überhaupt mal eine Zeitstrafe eingefangen? Cinquanta Corse segelte lange unter dem Radar der anderen und fuhr sich dann aus der Tiefe der Tabelle von Rennen zu Rennen weiter nach vorn und hatte in den Rennen nicht den kleinsten Defekt zu beklagen. Quasi in der letzten Rennrunde übernahmen sie dann zum ersten Mal die Tabellenspitze und krönten sich dennoch verdient zum ersten Male mit dem GTC Meister Titel.